Als Dachverband vertreten wir die Interessen der komplementär und integrativmedizinisch arbeitetenden Ärzteschaft. Wir nehmen zu aktuellen Gesetzesvorhaben Stellung und beziehen Position zu wichtigen politischen Fragen.
Die bisherige Strategie zur Pandemie-Bekämpfung zielte auf die Vermeidung von Infektionen und von schweren Erkrankungsverläufen ab. Die SARS-CoV-2-Impfungen inkl. Boosterungen bietet nur kurzen Immunschutz. Eine Herdenimmunität, geschweige denn eine Ausrottung des SARS-CoV-2 kann damit nicht erreicht werden.
Ein Übergang von der Pandemie zur Endemie ist nur durch die Ausbildung einer natürlichen Herdenimmunität zu erreichen. Weder die Intensivierung der Impfkampagne bei Kindern und Jugendlichen noch eine Impfpflicht tragen dazu bei. Daher fordert die Hufelandgesellschaft eine risikostratifizierte, präzisierte Vorgehensweise.
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Die Impfung ist auch für die Hufelandgesellschaft eine wichtige Maßnahme der Pandemiebekämpfung und muss anhand der wissenschaftlichen Datenlage zum Einsatz kommen.
Darüber hinaus empfiehlt die Hufelandgesellschaft dringend,
Um der Komplexität der Pandemie gerecht zu werden und gesellschaftlich getragene Lösungen zu erarbeiten, fordert sie die Einrichtung multidisziplinäre Krisenstäbe. Für einen solchen dialogischen Neuanfang bietet der Regierungswechsel eine besondere Chance.
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Die Corona-Krise zeigt beispielhaft auf, wie schnell weltweit die Medizinsysteme an ihre Grenzen stoßen. Der Wettlauf, bei neuen oder bisher unbekannten Erregern mit ausschließlich pathologischem Blick Medikamente zu entwickeln, stößt schnell an ökonomische Grenzen und kommt regelmäßig zu spät. Dieser Wettlauf wiederholt sich absehbar, denn der nächste Erreger, oder die Mutation als Variante eines bekannten Erregers, spricht wiederum auf dann bereits etablierte Arzneimittel nicht an.
Die Hufelandgesellschaft mahnt, statt ausschließlich erregerorientiert vorzugehen, sollten die Erkenntnisse der Integrativen Medizin genutzt werden, um die individuelle Gesundheit und Immunabwehr zu stärken. Auch das Zurückdrängen der sogenannten Zivilisationskrankheiten wie Diabetes mellitus, koronare Herzkrankheit, Bluthochdruck und Übergewicht, verringert die Infektanfälligkeit größtmöglicher Bevölkerungsanteile.
Alle medizinischen Fachrichtungen sollten diesem Ziel verpflichten werden, denn nur so wird eine unspezifische Verbesserung der Abwehrlage auch bei zukünftigen Infektionswellen neuer oder bis dahin unbekannter Erreger erreicht.
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Der Heilpraktikerberuf hat in Deutschland eine lange Tradition und kann unter bestimmen Voraussetzungen zur Gesundheitsversorgung der Bevölkerung einen sinnvollen Beitrag leisten. Entsprechend sind verbindliche bundesweite Qualitätsstandards in Aus- und Weiterbildung zu definieren sowie die Befugnisse im Kontext der erreichten Standards einer gesundheitlichen Versorgung der Bevölkerung innerhalb der verschiedenen Sektoren und Fachgebiete zu regulieren. Hierzu gehört der Ausschluss invasiver Verfahren und die alleinige Behandlung von schwerwiegenden Erkrankungen wie z.B. Krebserkrankungen, lebensbedrohliche Erkrankungen und psychiatrischen Erkrankungen durch Heilpraktiker.
Zu vermeiden ist entsprechend der Empfehlung des Sachverständigenrates die Umgehung von allgemein etablierten Qualitätskriterien und begründeter medizinischer Indikationsstellung durch eine nicht entsprechend ausgebildete Berufsgruppe. Aus gesundheitspolitischer Sicht geht es hier um Integration, d.h. eine bessere Verzahnung – anstelle von Behandlungen in Parallelwelten, die die Patientensicherheit gefährden.
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Die bisherige Strategie zur Pandemie-Bekämpfung zielte auf die Vermeidung von Infektionen und von schweren Erkrankungsverläufen (AHA-Regeln, Kontaktbeschränkung, Impfung) ab, um so auch eine Überlastung des Gesundheitssystems zu verhindern.
Nach über einem Jahr der SARS-CoV-2-Impfungen inkl. Boosterungen ist klar, dass diese nur kurzen Immunschutz bieten und auch nur für die Risikopatient:innen bei Durchbruchinfektionen eine Abschwächung der Schwere sowie eine Absenkung der Mortalität der Erkrankung erreicht wird. Dieser Effekt schwächt sich nach erfolgter Zweitimpfung nach 5-6 Monaten auf ca. 50% Risikoreduktion ab (1).
Mittlerweile stellt die Omikronvariante mit mehr als 90% der Infektionen die dominierende SARS-CoV-2-Mutante in Deutschland dar. Die Letalität einer Erkrankung durch die Omikronvariante liegt bei 0,06% und so unterhalb derjenigen der Influenza (0,1-0,4%) (2).
Mit Blick auf die Nachhaltigkeit der derzeitigen mRNA-Impfungen mit einer Halbwertzeit von ca. 5-6 Monaten (bei Omikron wahrscheinlich 3-4 Monate) (1) ist allen Experten klar, dass mit ihnen keine Herdenimmunität, geschweige denn eine Ausrottung des SARS-CoV-2 erreicht werden kann. Die Herdenimmunität kann so nicht Ziel der Impfstrategie sein.
Eine Impf-Sterilität verhindert bei Reinfektion die für eine hohe Ausscheidung erforderliche Virus-Replikation. Die durch mRNA-Impfstoffe gewonnene Sterilität gegenüber der Omikron-Variante liegt derzeit jedoch auch bei geboosterten Personen bei nur ca. 15 % Risikoreduktion gegenüber nicht Geimpften, während sie bei der Alpha- bis Delta-Variante noch zwischen 60 bis 80% lag (3). So weisen auch Bundesländer wie Bremen trotz höchster Impfquoten bei der Omikronvariante die höchsten Inzidenzwerte auf.
Ein Übergang von der Pandemie zur Endemie ist nur durch eine Attenuierung des SARS-CoV-2 mit Ausbildung einer natürlichen Herdenimmunität zu erreichen. Diese seit fast zwei Jahren von der Integrativen Medizin vertretene Auffassung wird nun auch von Prof. Dr. Christian Drosten geteilt:
„Es gibt keine Alternative dazu, dass sich früher oder später alle Menschen mit SARS-CoV-2 infizieren. Man könne nicht auf Dauer alle paar Monate über eine Boosterimpfung den Immunschutz der ganzen Bevölkerung erhalten. Das muss das Virus machen. Die abgeschwächte Variante auf Grundlage der Impfungen ist so etwas wie der fahrende Zug, auf den man irgendwann aufspringen muss. Deutschland ist jetzt in dem Prozess, die Pandemie für beendet zu erklären und die endemische Phase ausrufen zu können“ (4).
Wir brauchen eine risikostratifizierte, präzisierte Vorgehensweise:
Ihr Ziel muss sein, die Entwicklung einer Herdenimmunität durch die Omikronvariante in der Nicht-Risiko-Bevölkerung zuzulassen, solange noch ein Impfschutz in der risikobehafteten Bevölkerung besteht. Denn auf dem Weg von der Pan- in die Endemie stellt die Vermeidung schwerer und tödlicher COVID-19-Erkrankungen die vordringlichste Aufgabe dar. Damit soll auch weiterhin eine Überlastung des Gesundheitssystems vermieden werden.
Es ist davon auszugehen, dass eine Intensivierung der nicht hinreichend nachhaltigen Impfungen von Kindern und Jugendlichen den natürlichen Aufbau der Herdenimmunität zeitlich weiter verzögert und so den Übergang von der Pan- zur Endemie verschleppt.
Denn bei Kindern nimmt die COVID-19-Erkrankung, zumal durch die Omikron-Variante, in aller Regel einen milden Verlauf; in Deutschland ist es bisher zu keinem kindlichen Todesfall durch SARS-CoV-2 und die in Deutschland sehr selten aufgetretene Komplikation der PIMS kann sicher und gut behandelt werden (5).
Die STIKO sprach sich deshalb schon bei der Delta-Variante aufgrund der Nutzen-Risiko-Abwägung für eine Impfempfehlung von risikobehafteten Kindern, jedoch gegen eine allgemeine Impfung dieser Altersgruppe aus.
Eine allgemeine Impfpflicht ist keine Hilfe auf dem Weg aus der Pan- in die Endemie:
Bemühungen zur Erhöhung der Impfquote sollten daher risikostratifiziert und gezielt aufsuchend durchgeführt werden (7). Eine Debatte zu einer Impfpflicht sollte evidenzbasiert erfolgen (8).
Die im Januar 2022 mit Wirkung zum 15.3.2022 eingeführte einrichtungsbezogene Impfpflicht für medizinisches Personal wurde vor dem Hintergrund der pandemischen Datenlage zur Delta-Variante im November und Dezember 2021 entwickelt, verfehlt aber unter Omikron ihr erklärtes Ziel, vor Infektionsübertragung zu schützen:
Die einrichtungsbezogene Impfpflicht führt auch zu einer weiteren Reduktion der verfügbaren Pflegekräfte in Deutschland und verschärft damit den Pflegenotstand.
Eine kritische Auseinandersetzung mit den unerwünschten Wirkungen (UAW) und Langzeitfolgen der Impfungen wird erst nach dem Abklingen der Pandemie erfolgen können; die an das PEI gemeldeten Impfkomplikationen lassen derzeit ein im Vergleich zu Real World Data Studien (z.B. ImpfSurv-Studie) hohes Underreporting vermuten.
Die 2 G+ Regelung, welche zur Steigerung des Boosteranreizes geboosterte Personen von Testungen ausnimmt, ist wissenschaftlich nicht begründbar. Sie ist ein Affront gegenüber ungeimpften und ungeboosterten Personen und erhöht die gesellschaftlichen wie sozialen Spannungen, ohne einer Exitstrategie dienlich zu sein.
Literatur
1. Nordstrom P, Ballin M, Nordstrom A. Effectiveness of heterologous ChAdOx1 nCoV-19 and mRNA prime-boost vaccination against symptomatic Covid-19 infection in Sweden: A nationwide cohort study. Lancet Reg Health Eur. 2021:100249.
2. Dyer O. Covid-19: Unvaccinated face 11 times risk of death from delta variant, CDC data show. British Medical Journal Publishing Group; 2021.
3. Lipsitch M, Dean NE. Understanding COVID-19 vaccine efficacy. Science. 2020;370(6518):763-5.
4. Drosten C.: Wir werden wieder so leben wie vor der Pandemie - Omikron ist eine Chance. Der Tagesspiegel. 2022;78(24777):1-3.
5. Zepp F, Knuf M. „Coronavirus disease 2019 (COVID‑19)“im Kindes-und Jugendalter. Monatsschrift Kinderheilkunde. 2021;169(11):1010-33.
6. Lenzen-Schulte M. Pädiatrische Impfprogramme: Impfpflicht ist kein Kinderspiel. Dtsch Arztebl International. 2021;118(51-52):2450-.
7. Betsch C, Sprengholz P, Schmid P, Korn L, Eitze S, Ochel P, et al. Einführung einer Impfpflicht: Eine politische Entscheidung. Dtsch Arztebl International. 2021;118(49):2312-.
8. Böhm R, Betsch C. Impfdebatte: Ablehnung der Impfpflicht ist keine Ablehnung des Impfens. Dtsch Arztebl International. 2019;116(29-30):-21-.
9. RKI. Wöchentlicher Lagebericht des RKI zur Coronavirus-Krankheit-2019 (Covid-19). Berlin: Robert Koch Institut; 2022 13.01.20222.
10. RKI. Tägliche Übersicht zu Omikron-Fällen vom 14. Januar 2022. Berlin: Robert Koch Institut; 2022 14.1.2022.