Seit knapp 20 Jahren vergibt die Karl und Hilde Holzschuh-Stiftung gemeinsam mit der Hufelandgesellschaft jährlich einen Preis für herausragende Forschungsergebnisse in der Komplementärmedizin und Integrativen Medizin.
Dotierung: 5.000 €
Einsendeschluss: 31. März 2025
Über die Vergabe des Preises entscheidet eine unabhängige Jury. Mit zahlreichen anspruchsvollen und innovativen Arbeiten und einer großen Spannbreite an Themen ist er einer der bedeutendsten Forschungspreise auf diesem Gebiet.
Berlin am 20.12.2023 Im Rahmen einer virtuellen Preisverleihung wurde gestern der mit 5.000 Euro dotierte Holzschuh-Preis für Komplementärmedizin an Prof. Dr. med. Jörg Reichrath vergeben. Mit seiner Arbeit konnte er die Bedeutung eines ausreichenden Vitamin D Spiegels in der Therapie bei Hautkrebs (malignes Melanom) nachweisen und zeigen, dass ein guter Vitamin-D-Blutspiegel mit einer besseren Verträglichkeit einer Immuntherapie und eines verbesserten Überlebens einhergehen. Aufzeichnung der Preisverleihung
Baden-Baden am 2.11.2022: Im Rahmen der Medizinischen Woche wurde der mit 5.000 Euro dotiere Holzschuh-Preis für Komplementärmedizin an Dr. Holger C. Bringmann und seine Arbeitsgruppe vergeben. In einer randomisiert-kontrollierten Studie wurde die Wirkung eines selbst entwickelten meditationsbasierten Lebensstil-Programms bei mittelschweren Depressionen untersucht – mit beeindruckenden Ergebnissen.
2021 wurde im Rahmen der Stiftungsratssitzung der Karl und Hilde Holzschuh-Stiftung der mit 5.000 Euro dotiere Holzschuh-Preis für Komplementärmedizin an Frau Dr. Bettina Berger vergeben. Gemeinsam mit ihrer Arbeitsgruppe hat sie für eine besondere Zielgruppe, für Menschen mit Typ 1 Diabetes in einer Machbarkeitsstudie ein mehrtägiges Fasten erprobt.
2020 zeichneten die Holzschuh-Stiftung und die Hufelandgesellschaft die Forschungsarbeit von Dr. Christian Kessler und seiner Arbeitsgruppe mit dem Holzschuh-Preis für Komplementärmedizin aus. Die Studie zeigt auf: Maßgeschneiderte Ayurveda-Therapie bei Kniegelenksarthrose ist im Vergleich zur konventionellen Leitlinien-Therapie nachhaltig wirksam.
2019 zeichneten die Holzschuh-Stiftung und die Hufelandgesellschaft die Forschungsarbeit von Dr. Carolin Hack und ihrer Arbeitsgruppe mit dem Holzschuh-Preis für Komplementärmedizin aus. Ihre Untersuchung weist nach, dass Brustkrebspatientinnen maßgeblich von Integrativem Angebot profitieren.
Eingereicht werden können Arbeiten, die sich in besonderem Maße Themen und Fragestellungen aus dem Bereich Naturheilkunde und Komplementärmedizin widmen. Sie können allen wissenschaftlichen Fachrichtungen entstammen, z.B. Grundlagenforschung, der klinischen Anwendung und der epidemiologisch-sozialmedizinischen Forschung.
Zugelassen für den Wettbewerb sind angehende Ärzt*innen mit einer bereits abgeschlossenen Arbeit/ Abschlussarbeit/ Promotion, Wissenschaftler*innen und Ärzt*innen in Praxis, Klinik und Universität sowie Naturwissenschaftler*innen und Pharmazeuten. Aufgrund der Stiftungssatzung sind nur Personen oder Institutionen mit Sitz in Deutschland zum Wettbewerb zugelassen.
Die eingereichten Arbeiten müssen in den letzten zwei Jahren vor der Teilnahme in einer Fachzeitschrift publiziert oder zur Publikation angenommen oder einer Universität vorgelegt worden sein. Die Arbeit ist vorzugsweise digital einzureichen.
Über die Vergabe des Preises entscheidet eine unabhängige, von der Hufelandgesellschaft und der Holzschuh-Stiftung zusammengestellte Jury. Bewertet werden dabei unter anderem das Studiendesign und die Qualität der Ergebnisse sowie die Relevanz für die Komplementärmedizin. Der Beschluss der Jury ist unanfechtbar. Der Rechtsweg bleibt ausgeschlossen.
Hautkrebs zählt zu den häufigsten Tumorerkrankungen in Deutschland, Tendenz steigend. Die meisten malignen Melanome werden allerdings so früh erkannt, dass sie durch eine Operation entfernt werden können und die Patientin oder der Patient als geheilt gelten. Wenn sich ein Melanom nachweislich bereits im Körper ausgebreitet hat und eine komplette Entfernung der Metastasen nicht möglich ist, wird die Behandlung aufwändiger und die Heilungschancen sind schlechter. Erfreulicherweise hat sich aber durch die Einführung wirksamer neuer Immuntherapien in den letzten Jahren viel getan. Trotz dieser großen Fortschritte stellt die klinische Versorgung der Patienten mit malignem Melanom eine große Herausforderung in der Onkologie dar.
Seit längerem ist bekannt, dass Vitamin D auf das Immunsystem einen positiven Effekt hat: Nur wenn es in ausreichender Menge vorhanden ist, kann die Körperabwehr effektiv mobilisiert werden. So weisen Menschen mit einer unzureichenden Vitamin D-Versorgung ein erhöhtes Risiko unter anderem für akute Atemwegsinfekte auf. Dieser Zusammenhang zeigt sich auch in der Behandlung verschiedener Krebsarten, wie Metaanalysen nahelegen. Um rund 13 Prozent sinkt bei einer Vitamin D-Supplementierung die Krebssterblichkeit – über alle Krebserkrankungen hinweg.
Seit mehr als 20 Jahren erforschen Jörg Reichrath und sein Team die Zusammenhänge zwischen dem Verlauf einer Krebserkrankung und dem Vitamin-D-Status. In der jetzt mit dem Holzschuh Preis ausgezeichneten Pilotstudie konnte bei Patienten mit metastasiertem malignem Melanom, die mit neuen Therapieoptionen wie den „zielgerichteten“ Therapien mit BRAF- oder Checkpoint-Inhibitoren behandelt wurden, die Assoziation eines guten Vitamin D Status mit einem deutlich günstigeren klinischen Verlauf der Erkrankung gezeigt werden. Dieser zeigte sich neben einer besseren Verträglichkeit der Therapie auch in einer eindrucksvoll längeren Gesamtüberlebenszeit (116 Wochen bei Melanompatienten mit 25-Hydroxyvitamin D Serumspiegeln >/= 10 ng/ml gegenüber 66 Wochen bei 25-Hydroxyvitamin D Serumspiegeln < 10 ng/ml, p= 0.008). Insgesamt sprechen diese Ergebnisse für einen großen Einfluß des Vitamin D Status auf den klinischen Verlauf des malignen Melanoms. Jörg Reichrath schlussfolgert: „Die Ergebnisse der Studie eröffnen aussichtsreiche Perspektiven für die Versorgung krebskranker Menschen.“
Prof. Dr. med. Harald Matthes begründet die von der Jury getroffene Auswahl: “Die Arbeit {von Jörg Reichrath et al} zeichnet sich durch eine sorgfältige Regressionsanalyse aus, deren Ergebnis ein deutliches Argument für eine begleitende Vitamin D Serumspiegelbeachtung beim Malignem Melanom und einer Immuntherapie ist. Denn die Effekte sind beachtlich.“
Ragnar Watteroth, Geschäftsführer der Karl und Hilde Holzschuh-Stiftung betont: “Den Stiftern war es ein großes Anliegen, die komplementäre Medizin zu fördern.“ Und weiter führt er aus: „Ganz besonders freut uns, dass auch in diesem Jahr die Zahl und Qualität der eingereichten Arbeiten sehr hoch ist. Das zeigt, dass unser Preis eine wichtige Rolle in der Integrativen Medizin einnimmt – diese hochkarätigen Forschungsarbeiten in der Allgemeinheit bekannter zu machen.“
Der Holzschuh-Preis für Komplementärmedizin wird jährlich ausgeschrieben und ist mit 5.000 Euro dotiert. Über die Vergabe des Preises entscheidet eine unabhängige, von der Hufelandgesellschaft und der Holzschuh-Stiftung zusammengestellte Jury. Bewertet werden dabei unter anderem das Studiendesign und die Qualität der Ergebnisse sowie die Relevanz für die Komplementärmedizin.
Reichrath J, Biersack F, Wagenpfeil S, Schöpe J, Pföhler C, Saternus R and Vogt T (2022) Low Vitamin D Status Predicts Poor Clinical Outcome in Advanced Melanoma Treated With Immune Checkpoint or BRAF/MEK Inhibitors: A Prospective Non- Interventional Side-by-Side Analysis. Front. Oncol. 12:839816. doi: 10.3389/fonc.2022.839816
Weitere Quellen:
Pressemitteilung des Deutschen Krebsforschungszentrums vom 11.02.2021 (abgerufen am 21.12.23 hier www.dkfz.de/de/presse/pressemitteilungen/2021/dkfz-pm-21-07-Vitamin-D-Supplementierung-moeglicher-Gewinn-an-Lebensjahren-bei-gleichzeitiger-Kostenersparnis.php)
Im Rahmen der Medizinischen Woche wurde am 1.November 2022 der mit 5.000 Euro dotiere Holzschuh-Preis für Komplementärmedizin an Dr. Holger C. Bringmann und seine Arbeitsgruppe vergeben. In einer randomisiert-kontrollierten Studie wurde die Wirkung eines selbst entwickelten meditationsbasierten Lebensstil-Programms bei mittelschweren Depressionen untersucht – mit beeindruckenden Ergebnissen.
Depressive Störungen sind eine globale Herausforderung, sie gehören zu den häufigsten und hinsichtlich ihrer Schwere am meisten unterschätzten Erkrankungen. Allein in Deutschland ist sie die zweitwichtigste Ursache von Arbeitsunfähigkeit und zu rund 40 Prozent Grund einer Frühverrentung. Die Einführung und Anwendung effektiver, nebenwirkungsarmer und kosteneffizienter Behandlungen zur Reduzierung der Krankheitslast sind dringend notwendig.
Chancenreich erscheinen ganzheitliche Programme, die auf mehreren Ebenen ansetzen. Holger Bringmann hat hierfür eine traditionelle indische Meditationspraxis an westlich Verhältnisse angepasst und weiterentwickelt. Das Besondere an der Meditationsbasierte Lebensstilmodifikation(MBLM) ist, dass die lebensethischen Prinzipien des Yogas – der rechte Umgang mit anderen und mit sich selbst - eine wesentliche Grundlage für die weitere Therapie bilden.
Nach einer ersten erfolgversprechenden Machbarkeitsstudie wurde eine randomisiert-kontrollierte Studie aufgesetzt, in der 81 Patient*innen mit leicht- und mittelgradiger Depression eingeschlossen waren. Die Studie war drei-armig angelegt: eine MBLM-Gruppe, eine Kontrollgruppe im engeren Sinne, die keine weitere Intervention erhalten hat und eine dritte „echte“ Kontrollgruppe mit treatment as usual, der Standardtherapie aus individuell angepasster Pharmakotherapie, Psychotherapie, Entspannungsverfahren, Bewegungstherapie und weitere Begleittherapien.
Die Ergebnisse waren beeindruckend: MBLM hat deutlich besser abgeschnitten als beide Vergleichsgruppen, nach vier bzw. acht Wochen und – das ist das eigentlich Besondere – auch nach sechs Monaten noch. Viele Patient*innen haben die Übungen und Inhalte des Programms weiter in ihrem Leben umgesetzt. Holger Bringmann schlussfolgert: „Der Lernerfolg und die Motivation waren so nachhaltig, der subjektive Effekt war so groß, dass die Teilnehmer*innen sich gesagt haben: `Das mache ich weiter! Ich meditiere weiter, ich mache weiter Yoga, ich beschäftige mich weiter mit der Lebensethik.“
Die Jury begründete die Auswahl so: “Die Studie kann beispielhaft darlegen, wie ein gutes innovatives Studiendesign mit hoher wissenschaftlicher Expertise in der Durchführung Strahlkraft und Anerkennung für eine typische integrative nicht-pharmazeutische Therapieform erlangen kann. Die deutliche Überlegenheit der MBLM über eine standardisierte konventionelle Depressionsbehandlung und die hohe Akzeptanz der Teilnehmenden zeigen, wie wichtig der Einsatz der Integrativen Medizin sein kann.
Ragnar Watteroth, Geschäftsführer der Karl und Hilde Holzschuh-Stiftung betont: „Ganz besonders freut uns, dass auch in diesem Jahr die Zahl und Qualität der eingereichten Arbeiten sehr hoch ist. Das zeigt, dass unser Preis eine wichtige Rolle in der Integrativen Medizin einnimmt – diese hochkarätigen Forschungsarbeiten in der Allgemeinheit bekannter zu machen.“
Der Holzschuh-Preis für Komplementärmedizin wird jährlich ausgeschrieben und ist mit 5.000 Euro dotiert. Über die Vergabe des Preises entscheidet eine unabhängige, von der Hufelandgesellschaft und der Holzschuh-Stiftung zusammengestellte Jury. Bewertet werden dabei unter anderem das Studiendesign und die Qualität der Ergebnisse sowie die Relevanz für die Komplementärmedizin.
Weitere Quelle: Michel Gehrke: Interview mit Holger C. Bringmann für die Carstens-Stiftung vom 5.9.2022
Karlsruhe, am 24.11.21: Gestern Abend wurde im Rahmen der Stiftungsratssitzung der Karl und Hilde Holzschuh-Stiftung der mit 5.000 Euro dotiere Holzschuh-Preis für Komplementärmedizin an Frau Dr. Bettina Berger vergeben. Gemeinsam mit ihrer Arbeitsgruppe hat sie für eine besondere Zielgruppe, für Menschen mit Typ 1 Diabetes in einer Machbarkeitsstudie ein mehrtägiges Fasten erprobt.
Fasten - der freiwillige Verzicht auf feste Nahrung über einen bestimmten Zeitraum – wird in zahlreichen Kulturen und Religionen praktiziert und ist aus der modernen Naturheilkunde nicht mehr wegzudenken. Denn als therapeutische Intervention konnte eine Vielzahl von positiven Wirkungen nachgewiesen werden. Menschen mit Ty-1-Diabetes wird bisher vom Fasten abgeraten. Vor allem wird dies mit der komplizierten Steuerung des Insulin-Haushaltes begründet. Nur wenige Ärzte oder Ärztinnen sind bereit, Menschen mit Typ 1 Diabetes während des Fastens zu betreuen.
Dr. Bettina Berger und ihre Arbeitsgruppe haben hier einen ersten Schritt gewagt. Sie haben in einer Studie die Machbarkeit, die positiven Auswirkungen und auch fastenbedingte Nebenwirkungen untersucht. Dazu fasteten 20 Personen mit Diabetes und eine Referenzgruppe von 10 Personen ohne Diabetes sieben Tage nach dem Buchinger-Programm. Das Buchinger Fasten ist eine leitlinienbasierte multimodale Intervention, und umfasst neben der Einnahme von Flüssigkeiten wie Brühe, Gemüsesaft, Wasser und Tee auch Bewegung, ressourcenorientiertes Training und Achtsamkeit. Selbstverständlich wurde die Insulindosierung an das Fasten angepasst und alle Werte regelmäßig kontrolliert.
Und die Ergebnisse können sich sehen lassen. Die Blutzuckerwerte sind überwiegend im Zielbereich geblieben; es gab keine schweren Hypo- oder Hyperglykämien. Signifikant verbessert haben sich sowohl direkt nach dem Fasten als auch in einem Nacherhebung das Gewicht und der BMI. In der qualitativen Befragung 4 Monate nach der Intervention konnten neben den physischen Verbesserungen deutliche Änderungen im Diabetes-Management festgestellt werden: eine gesteigerte Flexibilität im Umgang mit Essensvorschriften und die Entwicklung der Fähigkeit zum intermittierenden Fasten.
Prof. Dr. med. Harald Matthes, Vorstand der Hufelandgesellschaft und Juryvorsitz, begründet die Auswahl wie folgt: “Die Jury hält diese Studie der komplexen Fastenintervention für einen wichtigen Meilenstein in der zukünftigen Behandlung auch von Typ I Diabetiker*Innen; nunmehr ist deren Sicherheit und Nutzen gut belegt und sollte auf größere Patient*Innenkollektive angewandt werden.“
Und Ragnar Watteroth, Stiftungsrat der Karl und Hilde Holzschuh-Stiftung betont: “Den Stiftern war es ein großes Anliegen, die komplementäre Medizin zu fördern. Mit der Vergabe dieses Forschungspreises, einem der wichtigsten Preise im Bereich Integrative Medizin, kommen wir dem Wunsch der Stifter nach. Und dass wir in diesem Jahr - bereits zum 15. Mal nicht nur eine solch hochkarätige Forschungsarbeit auszeichnen dürfen, sondern auch noch eine der Patientengruppen im Mittelpunkt steht, die sonst wenig von Komplementärmedizin profitieren durfte, freut uns ganz besonders.“
Der Holzschuh-Preis für Komplementärmedizin wird jährlich ausgeschrieben und ist mit 5.000 Euro dotiert. Über die Vergabe des Preises entscheidet eine unabhängige, von der Hufelandgesellschaft und der Holzschuh-Stiftung zusammengestellte Jury. Bewertet werden dabei unter anderem das Studiendesign und die Qualität der Ergebnisse sowie die Relevanz für die Komplementärmedizin.
Präsentation der Machbarkeitsstudie (für den ECIM 2021/in englischer Sprache)
Präsentation der Machbarkeitsstudie (für die Preisverleihung/in deutscher Sprache)
Interview von Bettina Berger mit der Karl und Veronika Carstens Stiftung, Sponsor der Studie
Dokumentarfilm zur Fastenstudie im September 2018
Link zum Forschungsprojekt an der Universität Witten/Herdecke
Arthrose ist weltweit verbreitet, mehr als 250 Mio. Menschen sind davon betroffen. Es ist auch eine kostenintensive Diagnose, sowohl was die konservativen Therapien als auch den Kniegelenksersatz betrifft. Und obwohl sich die konventionelle Behandlung der Kniegelenksarthrose in den letzten Jahrzehnten spürbar verbessert hat, leiden viele Menschen trotzdem unter Gelenkschmerzen und Einschränkungen der Beweglichkeit. Weitere effektive Behandlungsmöglichkeiten sind deshalb gefragt.
Ansatzpunkte bietet dafür unter anderem die traditionelle indische Medizin Ayurveda, aus deren Sicht sich Arthrose gut behandeln lässt. Während bisher allerdings meist einzelne Interventionen, zum Beispiel ayurvedische Heilpflanzen oder Massagetechniken wissenschaftlich untersucht wurden, hat die Arbeitsgruppe um Christian Kessler erstmals die Wirksamkeit einer komplexen, multimodalen traditionellen Ayurveda-Therapie mit der konventionellen Standardtherapie verglichen.
Im Rahmen einer konfirmatorischen randomisierten kontrollierten Studie wurden insgesamt 151 Patienten zufällig in zwei Gruppen eingeteilt. Beide Patientengruppen erhielten in jeweils 15 Terminen über insgesamt 12 Wochen Behandlungen. In der Ayurveda-Gruppe erhielten alle Patienten ausgehend von einer individuellen Ayurveda-Diagnose ayurvedische Behandlungselemente. Zu diesen gehörten ayurvedische Massagen, Ernährungs- und Lebensstilberatung, Nahrungsergänzungen und Knie-Yoga. In der konventionellen Vergleichsgruppe wurden leitlinienkonforme Physiotherapie, Bedarfs- und Dauerschmerzmedikation sowie Ernährungsberatung im Falle von Übergewicht angeboten. Nach 12 Wochen, sowie im Verlauf nach 6 und 12 Monaten wurden die Effekte mit dem international etablierten WOMAC-Index, der die Parameter Schmerzen, Beweglichkeit und Steifigkeit bei Kniegelenksarthrose-Patienten abbildet, gemessen.
Die Ergebnisse sind interessant: In beiden Gruppen konnten deutliche Therapieeffekte beobachtet werden. In der Ayurveda-Gruppe hatten sich die Beschwerden jedoch signifikant stärker verbessert als in der konventionellen Gruppe. Auch unter Berücksichtigung aller potentiellen Einflussfaktoren und Limitationen legen die Daten der Studie nahe, dass eine traditionelle Ayurveda-Therapie bei Kniegelenksarthrose unter hiesigen Bedingungen wirksam ist. Bemerkenswert ist auch die im Rahmen der Langzeit-Erhebung beobachtete Nachhaltigkeit der Therapieeffekte nach 6 und 12 Monaten.
So betont den auch Prof. Dr. Harald Walach, Mitglied der Jury, in seiner Bewertung: „Diese Arbeit gehört zum Besten, was ich seit langem gesehen habe: sehr sorgfältig vorbereitet, gut dokumentiert, sehr gut ausgewertet mit extrem guten und daher auch potenziell wegweisenden Ergebnissen."
Viele Patientinnen und Patienten wünschen sich eine integrative Medizin, die konventionelle Medizin und Verfahren der Komplementärmedizin verbindet. So ist auch die Nachfrage nach einer integrativmedizinischen Behandlung von Krebserkrankungen groß; insbesondere bei Brustkrebs wünschen sich bis zu 90 % aller Betroffenen ein solches Angebot. Gleichwohl gibt es ein solches integratives Angebot nur an wenigen deutschen Kliniken und ist ansonsten sehr uneinheitlich und nicht routinemäßig in die alltägliche klinische Versorgung integriert.
Das Universitäts-Brustzentrum Franken bietet seit Juni 2014 eine standardisierte Sprechstunde für Integrative Medizin an. Mit Hilfe eines umfangreichen Fragebogens und einer interdisziplinären Fallkonferenz wird für jede Patientin ein individueller Behandlungsplan aufgestellt, der aus der Vielzahl naturheilkundlicher Methoden schöpft, u.a. Lebensstilregulation, Bewegungstherapie, Hydrotherapie, Phytotherapie, Ernährungstherapie. Dieser Behandlungsplan wird in einem zweiten Gespräch mit den Patientinnen ausführlich erörtert. Die Umsetzung erfolgt auf Eigeninitiative, die Anwendungen werden selbstständig zu Hause durchgeführt.
Die Arbeitsgruppe um Priv. Doz. Dr. med. Carolin C. Hack evaluierte dieses Angebot im Rahmen einer retrospektiven, monozentrischen Querschnittsstudie. Im Zeitraum von 15 Monaten (Jan 2015- März 2016) wurden die Daten von insgesamt 75 Patientinnen erhoben und ausgewertet. Dafür wurden die Ergebnisse des ersten Fragebogens mit einer Follow-up-Befragung nach frühestens zwei Monaten verglichen. Darin wurden die Patientinnen gebeten, zu beurteilen, inwieweit sich die Beschwerden, Nebenwirkungen der konventionellen Therapie und die Lebensqualität durch die integrativen Angebote geändert haben.
Und die Ergebnisse können sich sehen lassen. Mehr als 80 Prozent, also 4 von 5 Patientinnen erzielten eine Verbesserung der Lebensqualität. Knapp drei Viertel der Befragten berichteten von einer Linderung der Nebenwirkungen der konventionellen Therapie und einer subjektiven Verringerung der Symptome der Krebserkrankung.
„Aufgrund der Ergebnisse unserer Studie kann ich feststellen“, so die Preisträgerin Dr. Hack, „dass sich die Lebensqualität und die Nebenwirkungen von Brustkrebspatientinnen mit der Integrativen Medizin deutlich verbessert haben.“ Und sie ergänzt: „Dies ist möglicherweise auch auf andere Gebiete der Onkologie übertragbar.“
Da die Umsetzung eines integrativen Angebotes an einem zertifizierten Brustzentrum eine hohe gesellschaftliche Bedeutung zukommt, verdient die Arbeit hohe Anerkennung. „Die Daten weisen darauf hin, dass die integrative Onkologie zukünftig als ein Angebot in der Routineversorgung von Mammakarzinompatientinnen auch von sonst konventionell arbeitenden Kliniken inkludiert werden kann“, ergänzt Prof. Dr. Harald Matthes die Begründung der Jury.
Um herausragende Forschungsarbeiten bekannter zu machen und zu würdigen, wird jährlich der mit 5000 Euro dotierte Holzschuh-Preis für Komplementärmedizin von der Karl und Hilde Holzschuh-Stiftung in Zusammenarbeit mit der Hufelandgesellschaft vergeben.